Ich habe diesen Blog ja auch deshalb ins Leben gerufen, weil mir so eine Plattform wie Twitter fehlt. Dort bin ich endgültig weg, nachdem Elon Musk alles nur noch schlimmer gemacht hat, als es sowieso schon war. Zu Anfang war Twitter noch eine schöne Sache, aber weil Menschen eben Menschen sind, ist es dort mit den Jahren immer toxischer geworden. So richtig aktiv war ich schon mehrere Jahre nicht mehr, von daher fiel es mir nicht schwer, von Twitter Abschied zu nehmen. So wirklich für mich funktionierende Alternativen habe ich nicht gefunden. Weder mit Mastodon noch mit Threads bin ich wirklich warm geworden. Und alle kranken leider auch daran, was Twitter in den letzten Jahren zugesetzt hat: zu viel Hass.
Es geht um Hass!

Womit wir auch beim Thema wären. Mich treibt das aktuelle Weltgeschehen natürlich genau so um, wie viele andere. Gerade was da so in den USA passiert, nehme ich – obwohl es erwartbar war – mit einigem Entsetzen wahr. Donald Trump errichtet schamlos und vor allen Augen eine Autokratie. Institutionen, die ihn und seine menschenfeindlichen Ansichten stören, dreht er den Geldhahn zu. Gesetze und Erlasse, die wichtig für Menschenwürde und Menschenrechte sind, setzt er außer Kraft. Kritische Presse wird mehr oder weniger vom Weißen Haus ausgeschlossen. Personal in Behörden wie dem FBI werden durch seine eigenen Leute ersetzt. Und in allem mischt Elon Musk mit, der glaubt, mit seinem Geld alles kaufen und steuern zu können. Und bei alldem zeigt sich der Hass auf Menschen mit bestimmten “Eigenschaften”. Hass gegen andere Hautfarben als “weiß”. Hass gegen andere Nationalitäten. Hass gegen Queere. Hass gegen Frauen (zumindest wenn es um ihre Rechte geht). Hass gegen andere Meinungen. Hass gegen wissenschaftliche Fakten (zumindest wenn es ums Klima geht).
Deutschland den Deutschen?
Diesen Hass haben die Trumpisten nicht allein für sich gepachtet. Das gibt es leider überall. Und auch hier in Deutschland haben wir solche Spezialist:innen. Nimmt man die letzte Bundestagswahl als Maßstab, ist jede:r fünfte Deutsche eine:r von denen, die politisch in die Fußstapfen des nationalsozialistischen Verbrecherregimes treten. Unverhohlen wird mit Unwahrheiten gegen Migrant:innen gehetzt. Und davon betroffen sind auch diejenigen mit anderer Hautfarbe oder “ausländisch klingendem Namen”, deren Migrationshintergrund schon einige Generationen her ist und man gar nicht mehr von einem Migrationshintergrund reden kann. Aber wer nicht Deutsch genug ist (wer entscheidet das eigentlich?), der soll weg. Ein Euphemismus, den sich dieses Lager dafür ausgedacht hat, ist “Remigration”.
Gendergaga
Queere Menschen werden offen angefeindet. Ein Mann hat eine Frau und eine Frau hat einen Mann zu lieben. So und nicht anders! Und unter dem Vorwand, die Kinder schützen zu wollen, wünschen sich diese Leute, dass queere Themen komplett von der Bildfläche verschwinden.
Auch was Frauenrechte angeht, sind diejenigen, die diese politischen Richtung vertreten, deutlich rückwärtsgewandt. Sprachliche Berücksichtigung von Frauen wird gerne als Gendergaga bezeichnet. Offen gesagt, fällt mir das auch nicht immer leicht, aber es ist machbar und vor allem kein Grund, darin das Ende von was-auch-immer zu sehen. Und je mehr man darauf achtet und übt, desto einfacher geht es von der Hand. Mich musste dazu im Übrigen niemand zwingen, ich mache das aus freien Stücken.
Klimawandel? Gibt es nicht!
Wissenschaftliche Fakten nutzt das in Teilen vom Verfassungsschutz als “gesichert rechtsextrem” eingestufte politische Lager nur dann, wenn es in ihre Agenda passt. Vom Klimawandel und den daraus resultierenden Notwendigkeiten wollen sie nichts wissen, bezeichnen ihn als Lüge. Stattdessen sind sie stolze Verbrennermotor-Nutzer und pappen sich dämliche Aufkleber wie “Fuck you Greta”, “Ich spare Strom ich fahre Verbrenner”, “Diesel – du bist nicht du, wenn du elektrisch fährst” und so weiter auf ihre Karre. Außerdem lehnen sie erneuerbare Energien ohne nachvollziehbaren Grund ab. Vielleicht weil “dagegen” zu sein recht einfach ist und man so auch die verbleibenden geistig abgehängten erreicht, die sich vom übrigen populistischen Unsinn noch nicht komplett einlullern lassen haben. Es ist ja auch viel einfacher zu behaupten, den menschengemachten Klimawandel gäbe es nicht, als sich Lösungen für das Problem zu überlegen.
Es darf nur eine Meinung geben
Sobald man über solche Themen schreibt und es auch noch wagt, es zu veröffentlichen, dauert es nicht lange, bis es jemand entdeckt, der anderer Meinung ist. Das ist soweit auch in Ordnung, denn jeder darf seine eigene Meinung haben. Vornehmlich aus dem rechten Lager kann man sich aber über Beleidigungen, Drohungen und sonstige strafbare Beiträge freuen. Denn eine Meinung, die nicht gefällt, darf wohl in deren Welt nicht existieren. Auf der anderen Seite gehören solche Leute zu den ersten, die bei Löschung von Kommentaren oder bei Strafanzeigen laut “Meinungsfreiheit” rufen, ohne zu wissen, was Meinungsfreiheit überhaupt bedeutet.
Kleb dir eine
Manche Menschen teilen Ihre Meinung, indem sie Aufkleber an Toilettenwände, Straßenlaternen, Verkehrsschilder etc. kleben. Hier in der Region wird sehr viel davon Gebrauch gemacht, den favorisierten Fußballverein durch mal mehr und mal weniger hübsche Klebebildchen in das Blickfeld von Passanten zu rücken. Ja, diese Massen an HSV und St. Pauli Stickern sind öde und weder originell noch attraktiv, aber sie sind in der Regel neutral und unerheblich. Für manche mag das Aufkleben von Fußball-Stickern vielleicht der geistige Höhepunkt des Tages sein.
Was mich aber so richtig ärgert sind Nazi-Aufkleber. Manche eher unscheinbar, manche offensiv. Ich habe mir vorgenommen, soweit möglich solche Hass-Sticker zu entfernen. So gab es auf dem Schulweg meiner Kinder einen Aufkleber mit einer blonden Frau und der simplen Aufschrift “Remigration”. Ebenso einen Werbe-Aufkleber für eine völkischen Siedlungsgruppierung in der Lüneburger Heide. Auf meinem Weg zur Arbeit entdeckte ich “Überklebt du Zecke”, “Weg mit der roten Pest” und dem Titel-gebenden “Nix mit Yallah Yallah, hier wird Deutsch gesprochen!”. Und wenn ich einen Aufkleber nicht entfernen kann, kommt ein Gegen-Aufkleber drauf.
Ich habe das Gefühl, dass solche Aufkleber in den letzten Jahren häufiger geworden sind, was ich beunruhigend finde. Beruhigend ist aber auch zu sehen, dass auch in meiner kleinen Stadt 1.000 Menschen auf die Straße gehen, um gegen Rechts zu demonstrieren, während die Nazis nur Demos im unteren zweistelligen Bereich schaffen.
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