Screenshot aus der App

Als neurodivergenter Mensch hat man manchmal das Problem, es nicht zu schaffen, sich um sich selbst zu kümmern oder den Alltag zu bewältigen. Es wird oft geraten, meist von “Normalos”, sich doch einfach ToDo-Listen zu erstellen. Ja, es ist schön, wenn Leute es schaffen, sich mit ToDo-Listen zu organisieren. Herzlichen Glückwunsch. Aber reine ToDo-Listen sind öde und sie funktionieren nach kurzer Zeit schon nicht mehr, da sie das Belohnungssystem im Hirn nicht ausreichend stimulieren.

Ich habe deshalb damit begonnen, meine ToDo-Listen zu “gamifizieren”. Die Gamification spricht das Belohnungssystem im Hirn an, was zu Dopaminausschüttung führt. Und weil das Hirn immer mehr will, führt das dazu, dass eigentlich simple ToDo-Listen plötzlich zu spannenden Herausforderungen werden.

Die meisten dieser Gamification-Apps arbeiten mit virtuellen Belohnungen im Sinne von Erfahrungspunkten, Energiepunkten oder sonstiger InGame-Währung. Hat man eine Anzahl an Punkten erreicht oder Aufgaben erledigt, erreicht man das nächste Level. Ich habe schon einige dieser Apps ausprobiert, bin aber teilweise schon daran gescheitert, dass ich sie umständlich auf meine Bedürfnisse hätte einrichten müssen. Und wenn diese Hürde genommen wurde, wurden sie trotzdem nach einiger Zeit zu eintönig.

Vor kurzem hat mich meine Frau auf die App “Finch” (https://finchcare.com) aufmerksam gemacht. Sie ist erstmal ziemlich bunt und könnte auf den ersten Blick Kinder als Zielgruppe haben. Und ja, sie spricht das innere Kind in mir an und arbeitet momentan äußerst effektiv. Einziger Nachteil bisher: die App ist nur auf Englisch verfügbar, ist also nicht unbedingt für alle geeignet.

Beginn einer Reise

Man startet mit einem virtuellen Küken, dem man einen Namen gibt. Meines heißt “Strawberry” und ihr könnt mich gerne mit folgendem Code zu euren Freunden hinzufügen: S2ANPMSNVT3. Außerdem legt man seine Ziele fest (bspw. bessere Ernährung, mehr Bewegung, Stressbewältigung etc.) und kann dann quasi schon direkt starten. Finch schlägt schon einige Aufgaben vor und es war für mich hilfreich, erstmal dabei zu bleiben und langsam zu starten und alles kennenzulernen, anstatt direkt alle Aufgaben, die mir einfallen, rein zu dengeln. Durch das Erfüllen von Aufgaben bekommt das virtuelle Haustier Energiepunkte und kann sich dann auf eine Abenteuerreise begeben, um zu wachsen. Die Reise lässt sich durch das Erfüllen weiterer Aufgaben abkürzen, es ist aber am Tag nur eine Reise möglich. Von den Reisen kommt das Haustier immer mit einer kleinen Belohnung zurück. Das kann auch ein geheimnisvolles Ei sein, welches sich ausbrüten lässt, indem man es mit einer Aufgabe verknüpft. Heraus kommt ein Micropet, ein Haustier für das Haustier sozusagen.

Aufgaben

In dieser App lassen sich alltägliche Aufgaben wie “Zähneputzen”, “Duschen” und “Geschirr abspülen” genauso wie eher einmalige Aufgaben wie “Steuererklärung machen” und “Keller aufräumen” nach eigenen Bedürfnissen einstellen. So kann man das Zähneputzen bspw. so einstellen, dass es zweimal am Tag erfüllt werden muss, damit die Aufgabe abgeschlossen ist. Andere Aufgaben, die tendenziell etwas länger dauern, kann man auch so einstellen, dass sie so lang angezeigt werden, bis sie erfüllt wurden. Das ist auch wichtig, da es einen nächtlichen Reset der Aufgabenliste gibt.

Quests

Zusätzlich gibt es ein kleines Quest-System mit täglichen Quests. Als Belohnung winken “Regenbogensteine” – eine InGame-Währung, mit der sich Ausrüstungsgegenstände und Kleidung des Haustiers kaufen lassen. Wichtig für mich ist anzumerken, dass es hier keine InApp-Käufe für diese Währung gibt, sondern alles lässt sich selbst verdienen.

Kosten

Selbstverständlich ist auch diese App nicht zu 100% kostenfrei. Der kostenlose Umfang ist aber groß genug (und ohne Werbung!), dass es sich bei der kostenpflichtigen “Finch Plus”-Variante mehr um eine Art Sponsorship handelt, damit die App betrieben und weiterentwickelt werden kann. Mit “Finch Plus” erhält man bspw. Zugriff auf weitere Vorschläge für Aufgaben. Die lassen sich aber auch problemlos selbst erstellen. Außerdem werden ein paar “Premium”-Gegenstände/Kleidung im InGame-Shop freigeschaltet, die aber alle rein kosmetischer Natur sind. Eine kostenlose Testphase wird am Anfang (nach ein paar Tagen) automatisch freigeschaltet, so dass man risikolos einen Blick in die Funktionen der Plus-Variante werfen kann.

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