Hey, Wacken ist jetzt schon ein Monat vorbei und ich hab’s noch nicht geschafft, ein paar Worte dazu zu verlieren. Da das hier vermutlich eh kaum jemand lesen wird, könnte ich den Artikel wahrscheinlich auch noch an Weihnachten veröffentlichen, ohne dass sich jemand darüber wundert.

Spätzünder

Vor ein paar Jahren habe ich Wacken “entdeckt”. Also, ich wusste ja schon seit den 90ern, dass es Wacken gibt und als mich meine musikalische Entwicklung in Richtung “Metal” gebracht hat, wäre das sicherlich auch damals schon relevant gewesen. Aber mich haben die Medienberichte über Wacken, über das Chaos, die Hemmungslosigkeit, den Schmutz und die Verfügbarkeit von sanitären Anlagen immer davon abgeschreckt. So kam es auch, dass meine Frau schon knapp zehn Jahre vor mir ihren ersten Wacken-Besuch hatte (sie hatte mich sogar gefragt, ob ich mitkommen möchte, ich habe aber lieber abgesagt). Und über sie bin ich dann auch zu meinem ersten Besuch gekommen, indem sie mir Karten dafür geschenkt hat. Ich habe das mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Immerhin bin ich gar nicht so der große Camping-Fan und auch an meine bisherigen Festivals habe ich nur so mittelmäßig gute Erinnerungen gehabt. So kam es dann auch, dass ich noch kurz vor meinem ersten Wacken recht nervös war und keine rechte Freude aufkommen wollte.

Das erste Mal

Nachdem “mein” Wacken wegen Corona ein paar mal verschoben wurde, war ich dann 2022 das erste Mal dort. Es war heiß und trocken. Wir sind am Mittwoch angereist und eigentlich hat man von uns zu Hause nur 1,5 Stunden Anfahrt. Doch einige Kilometer vor Wacken standen wir dann im Stau, in dem es alle 20-30 Minuten mal 100 Meter weiter ging. Letztendlich haben wir um die 12 Stunden im Stau verbracht, bis wir endlich auf dem Campingplatz am nördlichsten Zipfel des Campinggeländes (ca. 45 Minuten zu Fuß zum Holy Ground) unser Zelt aufbauen konnten. Morgens um 2 Uhr oder so. Ich weiß das gar nicht mehr so genau… Die folgenden Tage waren ebenso trocken und heiß, dass wir uns eigentlich nur von Schatten zu Schatten und von Wasserquelle zu Wasserquelle fortbewegt haben. Einige der Konzerte, die wir uns vorgenommen hatten, haben wir zugunsten von Schatten und Ruhemöglichkeiten ausfallen lassen. Und ich habe mich seltsamerweise so glücklich wie noch nie gefühlt. Ich kann gar nicht genau beschreiben, was es konkret ist. Einfach die ganze Atmosphäre hat mich geflasht und ich konnte nicht anders, als direkt im Anschluss des Festivals Karten für’s nächste Jahr zu kaufen.

Rain or shine

Trude

2023 war legendär. Der Sommer wollte in diesem Jahr nicht so wirklich und bescherte uns wochenlang Regenwetter. Schon vor unserer Anreise nach Wacken – diesmal im Offroad-Camper (“Trude”) meiner Schwiegermutter – war klar, dass wir Gummistiefel einpacken müssen. Wir waren dennoch guter Dinge und haben “Trude” bepackt und sind schon am Montag losgefahren. Diesmal hatten wir das Glück, eine Parzelle in Bauer Uwes Garten zu haben, ein Stellplatz und ein etwas weniger weiter Weg zum Holy Ground waren sicher.

Schon auf der Hinfahrt bekamen wir die Meldung, dass diejenigen, die sich noch nicht auf den Weg gemacht haben, besser zu Hause bleiben und abwarten sollen, wie sich das Wetter entwickelt. Denn die Ackerflächen, auf denen das Festival stattfinden, sind durch den wochenlangen Regen durchweicht. Zunächst habe ich leicht gezögert, aber dann sind wir doch einfach weiter gefahren und über Umwege dann in Bauer Uwes Garten gelandet. Vor Ort wurden viele bereits mit Traktoren auf den Campingplatz gezogen, mit “Trude”, ihrem Hochstand und dem Allradantrieb war es aber überhaupt kein Problem, ohne Hilfe zu unserem Platz zu kommen.

Schnell wurde klar, dass das hier ein besonderes Wacken sein würde. Am Dienstagabend – oder erst am Mittwoch? – wurde der Campingplatz gesperrt. Wer noch nicht drauf war, wurde auch nicht drauf gelassen und musste entweder umkehren und nach Hause fahren oder hatte Glück und konnte auf einem der Behelfsplätze in Itzehoe unterkommen. Letztendlich konnte nur ungefähr die Hälfte der sonst mehr als 80.000 Besucher am Festival teilnehmen.

Very Matsch Metal

Der Matsch war nicht ohne. Teilweise sank man 30-40cm tief ein, wodurch sicherlich manch Gummistiefel verloren ging. Zwar gab es auch etliche Phasen mit Sonnenschein, die aber häufig durch Starkregen unterbrochen wurden. Immerhin entspannte es sich ab Donnerstag dann etwas, so dass es an wenigen Plätzen sogar möglich war, sich auf den Boden zu setzen. Im großen und ganzen aber war es “very Matsch Metal”! Als Erinnerung an dieses besondere Wacken haben sich viele (auch ich) ein Wacken-Seepferdchen auf die Kutte genäht.

Noch mehr Matsch

Der gelbe Bulli-Bus

Dieses Jahr waren wir wieder mit einem Camper, diesmal aber nicht mit Trude, in Wacken. 2024 musste für uns wegen des ungünstigen Endes der Sommerferien leider ausfallen. Um so dringender war es nötig, dass ich wieder an meinen Safe Place kam. Doch auch diesmal wollte das Wetter nicht so wirklich mitspielen. Immerhin war es nicht nötig, die Leute auf das Gelände zu ziehen. Und es waren wohl auch fast alle Besucher da. Allerdings hat der Dauerregen wieder zu viel Matsch geführt. Der Unterschied zu 2023 war allerdings, dass man meistens nach 10 bis 20 Zentimetern festen Boden unter den Füßen hatte, also nicht “unendlich” tief einsank. Es war dennoch mühsam, aber mir hat es nicht die Laune verdorben. Ich habe dieses Jahr bewusst wahrgenommen, wie glücklich mich dieser verrückte Ort macht. Egal was für ein Wetter. Ich habe mir nicht die gute Laune nehmen lassen und so viel an Konzerten mitgenommen, wie ich geschafft habe. Die FOMO hat ordentlich gekickt, also habe ich teilweise ein sehr aktives Konzerthopping betrieben. Samstag Nacht haben wir uns dann kurzfristig entschieden, abzureisen, bevor am Sonntag der große Abreiseverkehr kommt. Da es nicht möglich war, ohne Hilfe vom Campingplatz zu kommen, wurden wir diesmal auch mit einem Trecker rausgezogen. Karten für’s nächste Jahr sind gekauft. Dann auch hoffentlich wieder mit “Trude”. Und hoffentlich nicht so viel Matsch.

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